Eine Geschichte aus meinem Führungsalltag

Bereits in meiner Jugend hatte ich den Wunsch, mich einmal im Ausland zu engagieren. Und wie das Leben so spielt:
1. kommt es anders und 2. als man denkt.

Und so begann ich ein Studium, macht eine Ausbildung und zahlreiche Weiterbildungen, ging meiner beruflichen Tätigkeit nach und entwickelte mich auch hier weiter. Zwischendurch flammte immer wieder ein Wunsch auf … dieser Wunsch von damals.

Die Jahre gingen dahin. Bis mir 2017 eine kostenlose Ausgabe eines Weiterbildungsmagazins als Kennlernexemplar zugeschickt wurde. Darin ein Artikel der Organisation Manager ohne Grenzen, die Manager auf Zeit für verschiedene Projekte suchte.

Ich überflog den Artikel und wusste sofort: Jetzt ist es soweit! Noch am selben Tag schrieb ich eine E-Mail an die Organisation. Die Antwort lies nicht lange auf sich warten. Ich erhielt eine Einladung zum Einführungsseminar  und wurde gebeten, vorab meinen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben zu schicken. Das hatte ich schnell erledigt, und auch das Einführungsseminar war keine große Hürde. Der kompliziertere Teil sollte allerdings noch folgen. Während ‚Manager ohne Grenzen‘ ein passendes Projekt für mich suchte, bat ich meine Vorgesetzten um ein Gespräch.

„Waaassss … 2 Monate Uganda … und wie soll das hier weiter laufen, wenn Du nicht da bist?“

Schweigen… 

„Andererseits Du kommst sicherlich mit vielen interessanten Erfahrungen zurück, die Du dann wieder für Deine Arbeit hier nutzen wirst.“ Meine Chefs waren also nicht abgeneigt, sahen aber auch ein gewisses Risiko. Das konnte ich verstehen und machte deshalb folgenden Vorschlag:

„Ich bespreche das mit meinem Team. Und sollte irgendjemand nach diesem Gespräch ein ungutes Gefühl haben, dann sage ich ab. Aber bitte lasst mich das Gespräch führen und vertraut mir.“

Die Reaktionen im Team waren bunt. Viele freuten sich für mich. Einige dachten, ich mache einen Witz und einer der Mitarbeiter wurde sogar wütend.  „Schaut, würde ich Euch nicht vertrauen oder etwa daran zweifeln, was Ihr drauf habt und wie stark Ihr als Team seit, würde ich doch gar nicht auf den Gedanken kommen, für 2 Monate wegzugehen. Ich bin überzeugt davon, dass wir dieses Experiment bei guter Vorbereitung und Organisation meistern werden.“  versuchte ich die erste Woge zu glätten. Anschließend führte ich noch mit jedem Mitarbeiter ein Einzelgespräch, hörte mir Bedenken, Sorgen, aber auch Ideen und Vorschläge an.

Die bis zu meiner Abreise verbleibenden Monate nutzen wir, um gemeinsam die Zeit meiner Abwesenheit zu planen und mit meinen Vorgesetzten abzustimmen. Schließlich war es soweit. Anfang April 2018 flog ich nach Uganda, um dort als Manager ohne Grenzen eine Firma für Solarenergie zu unterstützen. Während dieser Zeit brach der Kontakt zu meinem Team in Deutschland keinesfalls ab. Ich schickte Fotos aus Uganda und bekam Fotos aus Deutschland zurück. Ich schrieb E-Mails und berichtete darin über Land, Leute und das Wetter (es war gerade Regenzeit in Uganda). Ich bekam E-Mails mit Berichten über das herrliche Frühlingswetter in Deutschland zurück.

Nach ca. 3 Wochen  – ich hatte noch immer keine Fragen, Anliegen oder gar Beschwerden aus Deutschland erhalten – klopfte ich vorsichtig bei meinem Chef an. „Und, alles in Ordnung?“ fragte ich durch die Blume. Die Antwort kam postwendend, kurz aber eindeutig: „Daumen hoch. Alles bestens. Wir hoffen bei Dir auch. :-)“

Fazit:

Mit meinem Einsatz in Uganda ging ein lang gehegter  Wunsch von mir in Erfüllung. Ich brachte auch – wie von meinen Vorgesetzten vorhergesagt – viele neue Erfahrungen für meinen Führungsalltag in  Deutschland mit.

Wie konnte das gelingen?

Das Team hatte eine gemeinsame Vision und ging seinen erfolgreichen Weg. Dies war möglich, weil wir vorher die Teamarbeit sorgfältig besprochen, strukturiert, verteilt und all dies mehrmals verfeinert haben.

Das Wertvollste jedoch war das gewachsene Vertrauen – bei den Mitarbeitern, bei der Unternehmensführung und natürlich bei mir als Führungskraft. Das trug uns gemeinsam durch unseren Arbeitsalltag und half über so manche Hürde hinweg.